Samstag, 20. November 2010

Jagd

Die beiden Stuten stehen direkt am Zaun, die ältere etwas weiter vorn, beide starr, angespannt, hochkonzentriert. Sie sehen über die weite Ebene, die im diesigen Grau des Novembernachmittags liegt. Querfeldein laufen die Jäger in ihren grün-braunen Kleidern, den knall-orangenen Westen, Gummistiefel bis an die Knie, Gewehr nachlässig in der Hand. Sie ducken sich unter den Weidedrähten durch, überspringen die Gräben, die jetzt nach den zahlreichen Regentagen randvoll gefüllt sind, verteilen sich über die Weiden. Hundegebell, Zurufe, hin und wieder ein Schuss, aufgeregtes Flattern, Gezeter der Fasane. Langsam kommen sie näher, ziehen in einiger Entfernung am Hof vorbei, routiniert und ruhig, wie in jedem Jahr.

Die Leitstute stampft mit dem Huf, wirft den Kopf ruckartig nach oben, nickt ein paarmal kurz hintereinander. Ein Fasan huscht unter der Hecke hindurch in den Garten, duckt sich ganz flach zwischen die langen Brennesselstengel, verschmilzt mit dem Boden. Die Hunde stöbern kreuz und quer über die Weide, aufgeregt-hektisch, verfolgen Hasen. Die neblige Luft lässt die Schüsse dumpf und gespenstisch klingen, die Rufe und das Lachen jedoch klirrt hell dazwischen.

Am anderen Ende der Weiden ist der Feldweg zu sehen, Autos stehen bereit, die älteren Jäger. Eingekesselte Tiere, keine Fluchtmöglichkeit, Hunde apportieren die Beute, werden gelobt und gestreichelt, springen schwanzwedelnd hoch, den Blutgeruch noch in der Nase. Die beiden Stuten wenden sich ab.

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