Mittwoch, 14. August 2013

Verbindung - Eine Annäherung

Der Tierarzt und der Besitzer bringen den toten Hund in einen Nebenraum. Schlaff der Kopf, als er auf die Trage gelegt wird, die Augen leer, in die Ferne gerichtet.

Jedes Geschöpf ist mit einem anderen verbunden, und jedes Wesen wird durch ein anderes gehalten. Hildegard von Bingen

Seit ein paar Tagen kann der Hund seine Hinterbeine nicht bewegen. Er versucht aufzustehen, schafft es gelegentlich, knickt aber gleich wieder ein. Er robbt sich mit den Vorderpfoten vorwärts und schleift die Hinterbeine nach.

Er hat sich den Platz herausgesucht, der am weitesten von ihr entfernt ist. Er spricht angeregt mit seinen direkten Tischnachbarn, seiner Frau und seinem Bruder. Seine Nichtbeachtung ist zu auffällig.

Die Spritzen haben nichts genützt, der Zustand ist unverändert schlecht, die Prognosen düster. Das Röntgenbild ist eindeutig: Verknöcherung der Hüften und des Rückens, dadurch Abklemmung der Nerven mit Lähmungsfolgen. Operative Maßnahmen nicht möglich.

Trauer ist das gleichzeitige Erleben von Liebe und Leid - Verbundenheit in der Trennung. Andreas Tenzer

Sie stehen in einer Gruppe mit Freunden zusammen. Jedes Detail herangezoomt: die hellen Häärchen auf seinen Unterarmen, der bronzene Braunton der Haut, der leichte Glanz darauf, helle Haare, helle Augenbrauen, helle Wimpern, alles an ihm ist hell, helle Augen.

Der Hund liegt auf der Seite, die Augen auf seinen Besitzer gerichtet, fragend, wissend. Der Tierarzt spritzt ihm ein Schlafmittel, der Hund schaut hoch, schläft ein, bekommt eine weitere Spritze und stirbt, mit einem Drittel der sonst nötigen Dosis.

Sie tanzt, warum nicht mit ihm? Er trinkt, wieso so viel? Ein Außenstehender könnte hin und wieder einen Blick auffangen, der von der Tanzfläche an den Rand und von dort zurückgeworfen wird, verflucht kurz, voller Scham, voller Wut.

Was ist es nun, das zwei Liebende so unendlich aneinander zieht? Es ist nur das: Wir fühlen immer tiefer in uns die Notwendigkeit, das Du mit dem Ich zu verbinden. Philipp Otto Runge

Viel später geht er mit seiner Frau nach Hause und versucht dankbar zu sein für das, was er hat. Sie fährt in ihr düsteres Zuhause und verbietet sich, an ihn zu denken.

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