Freitag, 8. Januar 2010

Wir verstehn uns? - komm nicht näher!

-Ich hatte heute morgen die Idee, ob wir es nicht doch mal mit dem Zusammenleben versuchen könnten, was meinst du?

1988
Er hatte mich im Tanzkurs aufgefordert. Er gefiel mir nicht, und ich ließ es ihn mehr als deutlich spüren. Ich hoffte immer, dass andere "schneller" waren als er, und Abschlussball machte ich auch nicht mit ihm. Trotzdem kam er auch danach noch und schrieb mir schließlich, dass seine Gefühle über Freundschaft hinausgingen. Ich tobte.

-Ich kapier nicht, wie du JETZT auf diese Idee kommst! Du bringst mich damit massiv in die Klemme.

1992
Ich war in der 11. neu in ihre Klasse gekommen. Sie hatte mich, die Außenseiterin, wie selbstverständlich in ihre Clique integriert, das kannte ich vorher nicht. Auf der Abschlussfahrt in Italien waren wir ständig zusammen, wir lachten, genossen das Dolce Vita, wie aufregend. Ich verliebte mich in den Abiwirren und näherte mich zaghaft. Sie tobte.

-Ich habe mich in den letzten Jahren weiterentwickelt, auch im Hinblick auf Beziehung und Sexualität. Ich möchte meinen Schwierigkeiten nicht davonlaufen und bin bereit zu lernen und es zumindest zu versuchen.

1994
Er hatte sich meinen Geburtstag gemerkt, das fand ich süß. Ich arbeitete deshalb mit beim Unikino und fühlte mich wohl in seiner Gegenwart. Er war bereits verheiratet, daher fühlte ich mich sicher. Irgendwann landeten er, ich und noch zwei Freunde nach einer Fete in meiner kleinen Studentenbude. Die beiden schliefen, während wir uns küssten. Ich floh.

-Ich kann nicht, du bist und bleibst ein wertvoller Mensch für mich. Aber vermutlich ist es besser man bleibt befreundet, als nach der langen Zeit eine Beziehung zu versuchen.

2001
Sie hatte sich gerade von ihrer Freundin getrennt. Ich lernte sie im Café kennen. Sie war einige Jahre jünger, aber viel aktiver und erfahrener als ich. Sie schrieb mir fast täglich kleine SMS-Botschaften, wollte sich mit mir treffen, wartete auf mich. Wir bummelten zusammen durch die Stadt, gingen ins Kino oder tanzen. Als wir uns küssten, sagte ich Ja. Sie floh.

-Es wäre sicher für uns beide eine echte Chance gewesen, und ich bin eben erst jetzt bereit, mich darauf einzulassen, wie immer ein bisschen langsam und für dich offensichtlich zu spät, schade.

2009
Wir kannten uns 7 Jahre. Er hatte in dieser Zeit 13 Beziehungen zu Frauen aufgebaut und wieder abgebrochen. Zwischendurch hatte er es immer mal wieder bei mir versucht. Ich war bereit es zu versuchen. Er tobte, er floh.

-Ich glaube es ist besser, wenn wir einfach Freunde bleiben.

Schlagartig erkenne ich das alte Muster. Ich will es nicht mehr durchspielen. Ich will diesem Fluch entkommen, der mir die Schuld gibt, wenn ich liebe und wenn ich nicht liebe. Der mich immer wieder Leute kennenlernen lässt, die Nähe fordern und Distanz brauchen und mich damit in die Zwickmühle meiner Kindheit zurückversetzen.

-Die Wahrheit ist, ich würde gerne mit dir zusammenleben, deine Haut zärtlich streicheln und dir ein echter Partner sein.

Spielchen habe ich lange genug gespielt.
Zeit für Klarheit.

-Ich möchte nicht mehr allein die Verantwortung für die Beziehung übernehmen, nicht mehr für alles und jeden Verständnis haben und immer auf Abruf bereitstehen.

Entscheidungen lange genug aufgeschoben.
Zeit für Neues.

-Komm, lass uns später nochmal darüber reden, ich brauch einfach mehr Zeit. Ich muss jetzt los, ich ruf dich an.

Ich tobe, ich fliehe.

2013
Wir kennen uns jetzt 4 Jahre, seit 3 Jahren leben wir zusammen. Zu unserer Familie gehören noch die beiden Kleinen und das 3. ist unterwegs. Wir haben uns eine gemeinsame Zukunft aufgebaut, jeder Tag ist ist ein besonderes Geschenk. Wie wir es schafften, aufeinander zuzugehen, zu vertrauen, ist mir immer noch ein kleines Rätsel. Wir lächelten, alles war klar, so einfach.

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