Sonntag, 30. August 2009

Gastbeitrag von Ulla Wocker

Vielleicht

oder

Hab kein Bock

Will ich jetzt vielleicht mal anfangen mit dem Text?
Ja, vielleicht.
Wenn ich Lust hab, wenn mir vielleicht was einfällt.
Wenn ich mich ablenken will, oder will ich das gar nicht?

Will ich vielleicht den ganzen Tag über eine falsche Aufgabe
in der Matheklausur nachdenken?
Vielleicht.
Vielleicht kindisch sowas, ich weiß nicht,
aber es geht mir nicht aus dem Kopf.

Vielleicht fang ich auch später mit dem Text an,
vielleicht heute, vielleicht morgen.

Hab ich das hier überhaupt nötig?
Vielleicht!

Vielleicht - was für ein Wort.
Warum sagt denn niemand

klipp und klar
ja oder nein?

Kann sich denn keiner mehr
entscheiden?

Vielleicht.

Ich hab mich entschieden.

Für diesen Text,
den ich jetzt doch geschrieben habe.

Montag, 10. August 2009

Gastbeitrag von Ulla Wocker

Wir hatten ihn beide zu leisten - damals - diesen Schwur. Er hatte seinen Teil schon getan. Er hatte den Schwur schon unterzeichnet, vielleicht etwas halbherzig, aber ohne größere Probleme.

Nun war ich an der Reihe. Den Füller in der Hand haltend, stand ich über diesen Zettel gebeugt. Es trieb mir den Schweiß auf die Stirne. Zweifel überkamen mich. Ich hatte ihn schon gesprochen, ich musste ihn doch nur noch unterzeichnen. Warum tat ich mich nur so schwer?

Mir geisterten die unterschiedlichsten Bilder im Kopf herum. Ich erkannte, dass ich wusste, warum es mir so schwerfiel. Dass diese Unterschrift alles besiegelte und mich verpflichtete, mich daran zu binden, was ich unterschrieben hatte, konnte und durfte ich mir damals nicht eingestehen.

Der Füller rutschte zwischen meinen Fingern hin und her, ich war schweißgebadet. Ich schaute noch einmal zu ihm. Er, der es so leicht nahm. Die Spannung wuchs. Ich wusste, dass alles auf mich wartete. Ich konnte dem ganzen ein Ende bereiten, wenn ich nur unterschrieb.

Dann ging plötzlich alles ganz schnell. Ohne zu wissen, dass wirklich ich das war, der da unterschrieben hatte, war die ganze Spannung gelöst.

Der Schwur war endgültig besiegelt!

Freitag, 7. August 2009

Gastbeitrag von Ulla Wocker

Es war einmal ein Krug. Der hieß Peter. Jeden Tag lief er zum Brunnen, um Wasser für die Familie, in der er lebte, zu holen.

Peter gehörte zu dem zuverlässigen Geschirr. Er war nicht wie der Teller Fritz, der auf dem Tisch immer hin- und herrutschte und seinen Benutzer damit ärgerte. Nein, Peter war anders. Eines Tages jedoch entdeckte Peter den Fluss, der hinter dem Haus entlangfloss. Er sprang hinein, bevor er zum Brunnen ging. Doch eines Tages passierte es. Er plantschte und sprang plötzlich auf einen Stein. Es tat sehr weh, und Peter sah, dass er ein großes Loch an der Seite hatte.

Weinend rannte er, die Scherbe in der Hand haltend, zu seiner Familie. Diese war sehr traurig, als sie ihn sah und widmete ihm deshalb den Satz:

"Er ging so lange zum Brunnen bis er brach"

Sie klebten ihm die Scherbe wieder an so gut es ging und seitdem hat er seinen persönlichen Ehrenplatz. Peter ist nun sehr glücklich.